Aurora Borealis

Aurora BOrealis

Sep­tem­ber 2021

Konzertdaten
  • Sam­stag, 11. Sep­tem­ber 2021
    Luzern, Mar­i­an­is­ch­er Saal
  • Son­ntag, 12. Sep­tem­ber 2021
    Zofin­gen, Kul­turhaus West
  • Sam­stag, 18. Sep­tem­ber 2021
    Solothurn, Klein­er Konzertsaal

Es gibt unzäh­lige Namen für dieses unheim­liche und gle­ichzeit­ig faszinierende Phänomen, welch­es man nur in den nördlichen Bre­it­en­graden der Erd­kugel zu sehen bekommt: Polar­licht, Nordlichter, Auro­ra bore­alis, usw. Es ist die Win­ter­at­trak­tion schlechthin. Würde man sich inzwis­chen dieses Far­ben­spiel nicht physikalisch erk­lären kön­nen, wäre man dazu geneigt, dieses als Glücks­bringer oder Unglücks­boten zu deuten. So vielfältig wie die Kul­turen auf den Kon­ti­nen­ten sind, genau so ver­schieden waren die Deu­tun­gen, die unsere nordländis­chen Vor­fahren mit den Nordlichtern in Verbindung bracht­en. In Island gab es beispiel­sweise Völk­er, die das Polar­licht mit der Geburt assozi­ierten. Es hiess, dass die Lichter den Gebären­den den Schmerz während der Geburt solange ver­ringern wür­den, wie diese nicht in den Him­mel schaut­en. Andere wiederum behaupteten, dass die Nordlichter die See­len der Tot­ge­bore­nen und getöteten Kinder seien.
Ob der im nor­wegis­chen Bergen geborene Kom­pon­ist Edvard Grieg (1843 – 1907) die Nordlichter jemals gese­hen hat, wird wohl ungek­lärt bleiben. Doch in seinem Werk Two nordic melodies für Stre­i­chorch­ester, Op. 63 (1895) gibt es viele Pas­sagen, die wie eine musikalis­che Ver­to­nung dieses Phänomens wirken. Ger­ade die ersten Töne des melan­cholis­chen Anfangs im ersten Satz I folke­ton­estil klin­gen, wie wenn man den frosti­gen, pech­schwarzen Nachthim­mel Nor­we­gens vor sich hat. Auf ein­mal erscheinen kalte, grün­liche Far­ben, die sich bewe­gen und immer stärk­er und inten­siv­er wer­den. Ähn­lich ver­hält es sich mit den Har­monien und crescen­di, die den Stre­icherk­lang im Ver­laufe des Satzes eben­falls verdicht­en und wärmer wer­den lassen. Im zweit­en Satz Kulok und Stabbelåten ver­wen­dete Grieg nor­wegis­che Volk­slieder als Vor­lage, wie auch the­ma­tis­ches Mate­r­i­al aus seinen früheren Werken.
Die Anre­gung zur einzi­gen Sin­fonie Griegs war einem weit­eren nordländis­chen Kom­pon­is­ten zu ver­danken, der im Konz­ert­pro­gramm zu find­en ist. Der dänis­che Kom­pon­ist Niels Wil­helm Gade (1817 – 1890) wen­dete sich während eines Aufen­thaltes in Leipzig von der „nordis­chen“ Ton­sprache in seinen Werken ab und wandte sich einem uni­versellen Kom­po­si­tion­sstil zu, wie er in der Leipziger Schule gepflegt wurde. In den bei­den Nov­el­et­ten für Stre­ich­er (Op. 53 und 58) taucht dieser jedoch schla­gar­tig wieder auf. Am 10. April 1875 fand die Urauf­führung von Op. 53 im Kopen­hagen­er Musikvere­in unter Gades Leitung statt.
Ein erstes Aufeinan­dertr­e­f­fen der bei­den Kom­pon­is­ten Edvard Grieg und Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840 – 1893) fand 1888 eben­falls in Leipzig statt. Sofort emp­fan­den sie eine starke Sym­pa­thie füreinan­der und im Ver­laufe dieses Jahres schick­ten sie sich regelmäs­sig Briefe. Die Griegs besucht­en regelmäs­sig Auf­führun­gen ihres neu gewonnenen rus­sis­chen Fre­un­des. „Sym­pa­this­che Geis­ter wach­sen nicht auf den Bäu­men!“ schrieb Grieg am 26. Mai 1888 an Tschaikowsky und erhielt darauf eine Ein­ladung, in Rus­s­land aufzutreten.
Der dama­lige New­com­er Sergej Rach­mani­now (1873 – 1943) wid­mete seinem grossen Vor­bild, P. I. Tschaikowsky, kurz vor dessen Tod die Suite für zwei Klaviere, Op. 5. Dieser fühlte sich geehrt und witzelte, er habe in diesem Som­mer „nur eine kleine Sin­fonie“ zus­tande gebracht (Sin­fonie Pathé­tique, Op. 74). Von Tschaikowskys Liedern herk­om­mend, fällt bei Rach­mani­nov sofort die beson­dere Bedeu­tung des Klaviers in seinen Werken auf. In unzäh­li­gen Bear­beitun­gen ver­bre­it­ete sich beispiel­sweise die Vocalise, die ursprünglich zu den 14 Liedern (Op. 34) gehörte, die Rach­mani­now grossen rus­sis­chen Sänger­per­sön­lichkeit­en auf den Leib schrieb.

  • E. Grieg — Two nordic melodies, Op. 63
  • N. Gade — Nov­el­let­ter für Stre­i­chorch­ester in F‑Dur, Op. 53
  • S. Rach­mani­noff — Vocalise
  • P. I. Tschaikowsky — Streicherserenade