Ger­da Neun­ho­ef­fer, Luzern­er Zeitung

Das junge Luzerner Ars Excelsis Ensemble geht mit der Solistin Isabel Charisius neue Wege. Auch bei Vivaldi und Piazzolla können alle dem Dirigenten dreinreden.

Wie sind die Jahreszeit­en auf der Nord­hal­bkugel oder auf der Süd­hal­bkugel? Das kon­nte man am Sam­stag im Mai­hof Kirch­saal hören. Das Ars Excel­sis Ensem­ble spielte sich mit Hingabe und viel Tem­pera­ment durch die Jahreszeit­en-Zyklen von Astor Piaz­zol­la und Vivaldi.

Das 2019 auf Dreilin­den gegrün­dete Ensem­ble erar­beit­et Pro­jek­te in ver­schiede­nen Beset­zun­gen. «Die gemein­same Entwick­lung der Inter­pre­ta­tio­nen entste­ht durch indi­vidu­elle Anre­gun­gen aller», erk­lärt Diri­gent Gre­gor Bugar die spezielle Arbeitsweise des Ensembles.

Er hat unter anderen bei Isabel Chari­sius studiert. Sie ist Dozentin in Luzern und sehr engagiert in der Förderung und Entwick­lung junger Ensem­bles aus der ganzen Welt. Mit ihr als Vio­lin-Solistin gelingt dem Stre­ich­er-Ensem­ble ein dicht­es und aus­drucksstarkes Konz­ert mit dem erhel­len­den Titel «8 Sta­gioni». Denn sie kom­binieren die Jahreszeit­en so, wie sie gle­ichzeit­ig auf der Erde stat­tfind­en, Win­ter in Argen­tinien, Som­mer in Ital­ien, und so fort.

Streicherfarben ohne Cembalo und Bandoneon

Piaz­zol­las «Cua­tro Esta­ciones Porte­nas» erklin­gen in Arrange­ments von L. Desy­at­nikov. Man ver­misst hier ein Ban­do­neon eben­so wenig wie bei Vival­di ein Cem­ba­lo: Die Stre­ichin­stru­mente entwick­eln eine Klang­far­bigkeit und Leuchtkraft, eine dynamis­che Band­bre­ite ger­adezu kos­mis­chen Aus­mass­es, die jedes Detail der Kom­po­si­tio­nen erfüllt. Man spürt, dass fast alle Musizieren­den bei Isabel Chari­sius studiert oder Kam­mer­musikkurse bei ihr besucht haben.

Die klir­rende Kälte im argen­tinis­chen Win­ter wird eben­so drastisch aus­gereizt wie das Unwet­ter in Vivald­is Som­mer. Mit betörend schmelzen­dem Ton spielt Chari­sius die langsamen Sätze, und bei Piaz­zol­la hört man die ganze Sehn­sucht und Melan­cholie eines Abends in Buenos Aires. Dann wieder über­wiegt unbändi­ge Lebenslust, die auch raue Töne und knal­liges Pizzi­ca­to nicht scheut.

Alles fügt sich wun­der­bar ineinan­der, und zusät­zlich verbindend erklingt bei Piaz­zol­la immer mal wieder Vival­di pur. Am Schluss ist der Applaus so stür­misch wie die Musik.

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